Geladener Wettbewerb, Februar 2019
Die zentrale Lage des Kindergartens inmitten des Dorfkerns – neben Kirche und Schule, in Sichtweite von Dorfplatz und Feuerwehr – erfordert Respekt und Sensibilität im Hinblick auf den Ortsbildschutz und die Einbettung in die dorfräumliche Struktur. Gleichzeitig bietet sich mit dem Neubau die einmalige Chance ein sichtbares Zeichen für die Weiterentwicklung zu setzen und eine neue, positive Dynamik im Ort entstehen zu lassen.
Auf der Suche nach einer ganzheitlichen Lösung, die nicht nur einzelne Teilaspekte (Funktion) berücksichtigt, sind wir im direkten Umfeld fündig geworden. Mit der Neuinterpretation eines Langhauses mit Satteldach wird an die regionale Bautradition angeknüpft und die historische Dorfstruktur selbstverständlich und überzeugend fortgeführt. Das sowohl kraftvolle und gleichzeitig luftige Dachvolumen verleiht dem Haus sein unverwechselbares Äußeres und die notwendige Präsenz, die es benötigt um seiner Funktion als Haus für die Kinder gerecht zu werden.
Selbstverständlich führt eine Rampe vom Parkplatz bzw. der Kirchengasse kommend auf den überdachten Eingangsbereich im Norden. Dieser bietet Platz für Kinderwägen und -fahrräder. Die hochgezogene Sockelmauer dient dabei als Prallwand.
Im Inneren sind die Raumgruppen ihrer Funktion folgend schlüssig geordnet.
Ein offener, zum Eingang aufgeweiteter Garderobenbereich empfängt Kinder und Eltern. Von hier gelangt man über eine Schmutzschleuse und einen überdachten Flur an der Westseite auch direkt in den Garten. Die Verwaltung (Direktion und Personalraum) ist neben dem Eingang situiert und überblickt zugleich die Zugangszone.
Gemeinsam mit dem transparenten Bewegungsraum bildet der Küchen-Essbereich die Mitte des Hauses. Ergänzt durch die Treppenanlage mit Sitzstufen lässt sich dieser Bereich gut und einfach von den Kindern – abseits vom Spiel in der Gruppe – aneignen. Erdgeschoßig im Süden mit vorgelagertem Terrassendeck ist die Kinderkrippe situiert. Die 2 Kindergartengruppen sind im Obergeschoß untergebracht. Über eine gemeinsame, teilüberdachte Freiterrasse sind diese räumlich und visuell miteinander verbunden. Von hier oben bietet sich ein fantastischer Blick Richtung Dorf, Kirchturm und Ölberg. Über den niedrigen Nebenräumen wird das räumliche Angebot um eine Galerie mit Ausguck erweitert.
Die statische Einfachheit und Kompaktheit der baulichen Konzeption unterstützt die Wahl des konstruktiven Holzbaus im Sinne einer gesamtheitlichen Lösung (heimische Wertschöpfung) in hohem Maße.
Auf dem emporragenden Stahlbetonsockel wird die Holzkonstruktion aufgesetzt. Die Geschossdecken aus Brettsperrholz, vorgefertigte Außenwand- und Trägerelemente garantieren eine kurze Bauzeit. Der überwiegende Einsatz von sichtbaren Holzoberflächen schafft Bezüge zur traditionellen, regionalen steirischen Baukultur und macht die sinnliche Qualität des unbehandelten Holzes erlebbar.
Der flächenschonende Umgang mit der Ressource Land und eine ausgezeichnete Energie- (Kompaktheit) und Ökobilanz (Holz) unterstreichen das Ansinnen der Planer und eines engagierten Bauherrn einen außergewöhnlichen Ort für Kinder zu schaffen.
Auslober: Marktgemeinde Sankt Barbara im Mürztal
BGF: 700m²
Mitarbeit: Peter Harrich, Elisabeth Klammler, Nora Hoti
Visualisierung: Martin Mathy
Modell: Patrick Klammer